Die Zeiten, als Estrich ausschließlich als Unterboden oder in Industriehallen verlegt wurde, sind vorbei. Mit der richtigen Beschichtung ist Estrich ein strapazierfähiger und absolut trendiger Bodenbelag für den Wohnbereich.
Die Herstellung und Verwendung von Estrich hat eine lange Tradition. Bereits in römischer Zeit stellten Handwerker in Italien und später in ganz Mitteleuropa Fußböden aus Estrich her. Hierzu mischten sie Kalk mit Wasser und reicherten ihn mit zerkleinertem Gesteinsmaterial an. Durch die Zugabe von Trass, Puzzoli oder Sand machten sie den Estrich noch widerstandsfähiger.
Mehr als Unterboden: trendiger und robuster Bodenbelag
Noch heute ist Estrich ein spezieller Mörtel, der unter Zuhilfenahme von Bindemitteln eine mehr oder weniger halbfeste Masse ergibt und mit der Zeit aushärtet. Estrich wird in erster Linie als Unterboden im Haus- und Wohnungsbau sowie als Bodenbelag in Fabriken und Lagerhallen verwendet. Dank seiner zunächst weichen Konsistenz dringt er auch in kleinste Ritzen ein und gleicht Unebenheiten aus. Wenn er ausgehärtet ist, kann auf ihm ein Fußbodenbelag verlegt werden - muss aber nicht.
Denn wer denkt, dass Estrich bloß etwas für "unten drunter" ist, der hat sich geirrt. In den vergangenen Jahren ist Estrich immer beliebter geworden und gilt heute als einer der stylishsten Bodenbeläge. Estrich lässt sich mit relativ wenig Aufwand verlegen, ist extrem strapazierfähig, äußerst pflegeleicht und in diversen Farben zu haben. Diese Attribute samt extravagantem Loft- und Industriehallen-Charme kommen in modernen Wohnzimmer gut an. So ist der praktische Estrich eine echte Alternative zu Linoleum, Fliesen & Co.
Vorteile von Estrich:
fugenlos verlegbar
strapazierfähig
pflegeleicht
belastbar
für Fußbodenheizung geeignet
schwellenlose Verlegung
kann eingefärbt werden
gute Trittschall- und Wärmedämmung
Die 5 Grundtypen: Calciumsulfat-, Gussasphalt-, Kunstharz-, Magnesia- und Zementestrich
Calciumsulfat- beziehungsweise Anhydrit-Estrich ist sehr beliebt als Heizestrich und wird mit Bindemitteln versetzt, die auf Calciumsulfat basieren. So wird er besonders biegsam, zug- und druckfest. Er lässt sich fugenlos und zusammen mit einer Fußbodenheizung verlegen, ist allerdings empfindlich gegenüber Feuchtigkeit.
Ganz anders der Gussasphaltestrich. Dieser Estrich besteht aus Gesteinsmehl, Splitt, Sand sowie Bitumen und entwickelt abgeschliffen sogar einen leichten Schimmer.
Der dritte im Bunde ist der Kunstharzestrich. Dieser Estrich wird mit Kunststoffen wie Epoxydharz oder Polyurethan und lösungsmittelfreien Zusätzen wie Harzen oder Pigmenten angereichert. Das macht den Estrich sehr beanspruchbar und chemisch beständig. Zusätzliche Beschichtungen machen den Kunstharzestrich auch als finalen Bodenbelag nutzbar.
Der wahrscheinlich meist unterschätzte Estrich ist der Magnesiaestrich. Dieser Estrich besteht aus kaustischem Magnesia, einer Lösung aus Magnesiumchlorid und organischen Stoffen, wie zum Beispiel Holzstücken, Sägemehl, Textilgewebe, Papier oder Gummifasern. Zusätzlich machen Quarzsand oder -mehl den Estrich extrem widerstandsfähig. Er kann allerdings nicht im Nassbereich eingesetzt werden, da er sehr feuchtigkeitsempfindlich ist. Im Vergleich zu seinen Artgenossen ist dieser Estrich jedoch leichter und kann eingefärbt werden.
Doch der wohl bekannteste Estrich ist der Zementestrich. Typischerweise findet man ihn in Garagen, aber auch in Duschen und Bädern kommt der feuchtigkeitsresistene Belag zum Einsatz. Bis es jedoch soweit ist, kann bei diesem Estrich einiges schiefgehen. Beim Aushärten verliert der Estrich viel Feuchtigkeit und zieht sich zusammen. So können unschöne Risse entstehen. Dieser Trocknungsprozess kann bis zu 30 Tage dauern. Erst danach ist der Zementestrich vollständig ausgehärtet und kann belastet werden.
Ideal für zu Hause: Fließestrich mit Kunstharz
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die unterschiedlichen Estricharten auf dem Boden zu verarbeiten. Der relativ flüssige Fließestrich wird mittels Betonpumpen auf einer Isolierschicht aufgetragen, lässt sich leicht verteilen und glätten und ist dank seiner nivellierenden Eigenschaft stets eben. Diese Verarbeitung eignet sich besonders für einen sichtbaren Bodenbelag zu Hause. Typischerweise verwendet man Kunstharzestrich, den Sie übrigens auch in diversen Farben einfärben können.
Trockenestrich hingegen besteht aus zwei verbundenen Gipskartonplatten, die etwa zehn Millimeter stark sind. Diese Platten werden verlegt, verklebt und müssen nicht tagelang trocknen wie andere Verarbeitungstechniken.
Im Heizestrich ist eine Fußbodenheizung integriert, er wird von Heizelementen durchzogen. Das können entweder mit Warmwasser befüllte Rohre oder elektrische Heizmatten sein. Während die Rohre direkt im Estrich liegen, befinden sich die Heizmatten unter dem Bodenbelag. Wenn der Estrich keinen direkten Kontakt mit Bauteilen wie Wänden, Säulen oder Rohren hat, spricht man von so genanntem schwimmenden Estrich. Den Gegensatz hierzu bildet der Verbundestrich. Dieser liegt direkt auf dem Boden auf und geht mit ihm und allen Randteilen eine feste Verbindung ein. So ist er stark belastbar, überträgt allerdings Schall und dient nur bedingt als Wärmedämmung.
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